Freitag, 20. Mai 18:30 im Tesch (Max-Brauer-Allee 114)
Bei den Wörtern ‘Sozialismus’ und ‘Israel’ denken heute viele an einen Gegensatz – taucht doch allzu häufig das Bild eines hochgerüsteten Staats mit einer konservativen Regierung und einer religiös-orthodoxen Bevölkerung in den Köpfen vieler Menschen auf. Doch dieses Bild ist nur ein Teil der Realität, blickt Israel doch auf eine vielfältige Geschichte zurück, die einerseits von einer enorm feindlichen Umgebung geprägt ist, andererseits von einer blühenden Demokratie und einer pluralistischen Gesellschaft, die weltweit und insbesondere in der Region ihresgleichen sucht. Teil dieser Demokratie war – und ist bis heute – eine vielfältige sozialistische Bewegung, von eher gemäßigten demokratischen Sozialist:innen über Autonome und Anarchist:innen bis hin zur Kommunistischen Partei. Zu dieser sozialistischen Bewegung gehörten insbesondere zur Anfangszeit Israels die Kibbuzim – sozialistische Landkommunen, die einen maßgeblichen Anteil an der israelischen Staatsbildung hatten und sein Bild sehr lange prägten. Wenngleich die Kibbuz-Bewegung heute immer weiter rückläufig ist, stellt sie noch immer einen maßgeblichen Teil der demokratischen Vielfalt des jüdischen Staats dar und ist insbesondere auch für Sozialist:innen ein interessantes Beispiel für konkret gelebte Utopie. In der Veranstaltung soll sich daher ausgiebig mit der Geschichte und der aktuellen Situation der Kibbuz-Bewegung befasst werden, um hieraus Lehren für den Aufbau eines demokratischen Sozialismus zu ziehen.
Alexander Will ist Historiker und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit jüdischer Geschichte, Geschichte des Antisemitismus und sozialistischer Theorie- und Ideengeschichte. Derzeit promoviert er zur Geschichte der Judenfeindschaft im spätmittelalterlichen Mecklenburg.